Nationalgefühl im Stadtpark
Gemütlich sitzen wir im Chatuchak Park in Bangkok und genießen unser Frühstück, da fangen die Lautsprecher hinter den Bäumen plötzlich an, blechern die Nachrichten zu verkünden. Wirklich verstehen tun wir nicht, aber es fühlt sich wie in einer Geschichts-Doku an – als wären wir ins Kaiserreich zurückversetzt worden. Der Eindruck verstärkt sich, als plötzlich Musik ertönt und ein Polizist uns zu verstehen gibt, dass wir doch bitte aufstehen mögen. 40 Sekunden lang steht der ganze Park bewegungslos da, dann ist die Nationalhymne vorbei und wir sind wieder in der Moderne angekommen.
Klingt ein wenig urig, ist aber vollkommen normal in einem Land, in dem der König sein Land zwar über diverse Portraits und Plakatwände im Blick zu haben scheint, tatsächlich aber die meiste Zeit in seiner Villa mit Seeblick verbringt – in Bayern.
Gerade im Vergleich zu Myanmars größter Stadt ist Bangkok einfach nur riesig. Hier scheint es wirklich alles zu geben. Zwar ist es echt eine Stadt der Extreme, in der Reichtum und Armut sehr nah beieinander liegen. Doch es ist auch eine Stadt der Möglichkeiten und der Zukunft.
Tour der Tempel durch Bangkok
Die Tempel sind allgegenwärtig und wetteifern in ihrem Prunk, ihrer Größe und Feinheit. Vom Wat Arun Tempel sieht man schon von Weitem die in den Himmel ragende Spitze, hellbraun/grau vor dem Wolkenmeer. Doch als wir das ausladene Gelände betreten zeichnen sich die Einzelheiten ab. Der knallweiße Stuck aus sehr feinem Sandmörtel umfasst Scherben aus Porzellan, Steinchen und Glas, die zu ziervollen Mustern gearbeitet sind. Blüten, Götter, Fratzen, unendliche Variationen. Es scheint eine sehr alte und langlebige Methode zu sein, wie wir in der DW Doku über Bangkok erfahren. Von hier nehmen wir die Fähre ans andere Ufer, landen mitten im einem Markt und entdecken sehr schöne und besonders Cafés und Restaurants. Die Streifzüge durch Yangon haben kulinarisch oft zu ähnlichen Zielen geführt, doch hier gibt es eine unbegrenzte Auswahl an hippen, ausgefallenen und angenehmen Orten, die zum Verweilen einladen.
Drachenkämpfe als Volksfest
Bangkok zu erkunden bietet jedoch auch in anderer Hinsicht Abenteuer. An unserem ersten vollen Tag in der Stadt zogen wir gerade von einem Tempel zum nächsten, einer prachtvoller als der andere. Wir liefen am Fluss entlang und wunderten uns noch über Trommelwirbel und Stimmengewirr, als wir eine Menschenansammlung neben einem Tempel entdeckten. Erst dachten wir, dass es sicherlich ein religiöses Fest ist, doch stellten das schnell in Frage, als wir die großen Drachen entdeckte. Ein großer Drachenkopf von einem Meter Durchmesser zieht einen langen Stoffkörper hinter sich her, an dem Stangen befestigt sind. Diese werden jeweils von Drachenkämpfern getragen, die damit Choreografien tanzen. Es ist ein beeindruckendes Schauspiel, das sich uns bietet und immer wieder stehen wir plötzlich in der Mitte des Geschehens und werden vor dem Drachen gerettet. Aus dem Mund des Drachen starten Feuerkörper in den Himmel und Rauchschwallen wabern über den Platz. Dazu Trommeln und Musik, gebannte Zuschauer und tolle Akrobatik. Doch das Erstaunlichste ist wohl, dass kostenlos Essen und Trinken zur Verfügung gestellt wird und uns immer wieder angeboten wird. Regelrecht aufgedrängt werden uns Nudeln, Gemüse und passende Saucen. Sobald wir uns erst mal als Mang (Vegetarier) geoutet haben findet sich auch schnell eine Alternative zu Pork, Beef und Chicken und wir schlürfen vor großem Schauspiel genüsslich unsere Nudelsuppe, die dem Hunger gerade recht kommt.
Live auf Channel 7
Am nächsten Tag ging es zum Thai-Boxen. Ein kleiner Geheimtipp von Yannick, den wir zufällig am Flughafen getroffen haben. Jeden Sonntag steigen ab 14:30 Uhr die Boxer in den Ring. Es ist relativ klein, dafür umso intensiver, wenn das Publikum frenetisch auf Ihre Favoriten einbrüllt. Was nicht heißen soll, dass es hier richtige Fans gibt. Es hat eher etwas von Pferderennen, denn wer am lautesten brüllt, hat im Zweifel am meisten Geld gesetzt. Wir sitzen auf der Ausländertribüne, die es wohl nur deshalb gibt, damit im Fernsehen – das ganze wird live übertragen – gezeigt werden kann, dass sogar Ausländer das Event toll finden. Aber gut, man kennt das Modell von Facebook: wenn etwas kostenlos ist, bezahlt man eben mit seinen Daten. Nach einer Stunde waren wir zwar auch wieder draußen, aber gelohnt hat sich dieser Einblick hinter verschlossene Türen in jedem Fall.
Alter Prunk soweit das Auge reicht
Den besten Papaya Salat und das beste Padthai essen wir aber nicht in Bangkok, sondern im zwei Stunden nördlich gelegenen Ayutthaya. Eigentlich wollten wir uns auf in Richtung Süden machen, doch als wir über Ayutthaya lasen, packte uns doch die Neugier. Es ist die alte Hauptstadt und Königsstadt, in der unzählige Tempel und Ruinen zu sehen sind. So viel wissen wir jedenfalls vor unsere Anreise. Doch was uns dort erwartet, ist wirklich unglaublich. Man weiß gar nicht, wo man mit der Tempeltour anfangen soll, da nur die allergrößten sechs im Ticket enthalten sind, während der Stadtplan 98 Sehenswürdigkeiten aufzählt. Ein idealer Tagesausflug von Bangkok ist Ayutthaya und hat wirklich einiges zu bieten! Über die ganze Stadt verteilt sind uralte Ruinen zu finden, während das normale Leben der Anwohner weitergeht und höchstens von der Schar der Besucher beeinträchtigt wird. Doch letztlich sind die Ruinen von Ayutthaya das Beste, das dem Städtchen passieren konnte und die Nähe zu Bangkok lässt die Besucherzahl rapide ansteigen. Im Wat Mahathat finden wir auch den in den Baum gewachsenen Buddha-Kopf, von dem wir zuvor schon oft gelesen hatten. Abgesehen davon fehlen jedoch sämtlichen Buddha-Statuen die Köpfe. Anscheinend wurden sie in Tausenden abgeschlagen als die burmesische Armee Ayutthaya zerstörte und niederbrannte.
Nach einem Tag voller Tempel sind wir aber doch ziemlich „templed-out“, wie man hier die Übersättigung von Tempeln und Pagodas nennt. Eine Doku riet tatsächlich, nicht nach Ayutthaya zu fahren, weil es dort schlichtweg zu viele Tempel gäbe. Für uns war es jedoch ein genialer Tag außerhalb der Großstadt, der uns auf eine ganz neue Seite von Thailand blicken lässt.