Nescafé in der Kolonialvilla
Aus Reflex habe ich erstmal den Fuß weggezogen, denn wenn man in Yangon irgendwo sitzt und auf dem Boden etwas vorbeihuschen sieht, dann kann das auch mal eine Ratte sein. Nicht so heute morgen. Ich sitze um 7:30 Uhr in einem der luxuriösesten Hotels von Yangon und zu meinen Füßen balanciert ein kleiner Vogel am Rand des kleinen Sees neben mir. Und ehrlich gesagt, eine Ratte hätte mich hier auch gewundert.
Denn ich verbringe einen ruhigen Morgen auf der Terrasse des Belmond‘s Governors Residence Hotels. Wer mal nach Yangon kommt und nicht weiß, wie er sein Geld ausgeben soll, der ist hier gut aufgehoben. Eine Übernachtung kostet so viel wie unsere Miete (zu zweit!) für einen Monat. Dafür bekommt man aber auch etwas geboten. Das Wasser plätschert, die Harfe zupft und irgendwie schaffen sie es auch, die Moskitos fernzuhalten. Außerdem ist es auch ganz anders als das Lotte Hotel, bei dem ich gestern für eine USAID Veranstaltung mit Smile war. Während das Lotte Hotel vor modernem Prunk nur so strotzt, ist das Residence Hotel deutlich stilvoller eingerichtet und lädt eher zum Bleiben ein.
Und was mache ich dort? Malin ist in der Yogastunde, die ihre Chefin bei Search for Common Ground anleitet. Da ich nach einer zweimonatigen Testphase in Kathmandu doch das Yoga nicht so wirklich für mich entdecken konnte, genieße ich stattdessen um 7:30 Uhr die morgendliche Ruhe auf dieser Luxus-Terrasse. Nach all den dem Stress, der Hitze und dem Umgewöhnen, tut es auch unglaublich gut, mal zwei Stunden lang komplett zur Ruhe zu kommen.
Wobei mich gleichzeitig auch ein komisches Gefühl beschleicht. In dieser alten kolonialen Villa zu sitzen und von Heerscharen myanmarischer Bediensteter bewirtschaftet zu werden, das gibt dem ganzen schon einen etwas faden Beigeschmack. Das Hotel ist die wohl perfekte Inkarnation der Expat Bubble in Yangon. Alles schick, teuer, aber irgendwie auch nicht wirklich myanmarisch.
Noch nicht mal der Kaffee. Der kostet übrigens fast 5 Euro. Es ist Nescafé. Den nächsten Sonntagmorgen verbringe ich dann wohl wieder in einem simplen, myanmarischen Café.