Back in Yangon, Back to the Past
Wo ist das alte Bangkok? Was sind die traditionellen Kleider der Thais? Wer war hier vor dreißig Jahren?
Zwar ist Bangkok übersähen von alten Tempeln, die prachtvoll in die Höhe ragen und aus der Nähe so filigran wirken wie wir es selten erlebt haben. Aber sie wirken auch seltsam entrückt und aus der Zeit gefallen, denn das Leben drum herum hat sich massiv gewandelt. Es fängt schon damit an, dass die Leute Hosen tragen. Während in Myanmar die traditionellen Longyis noch von Teenagern über Studenten bis zu Geschäftsleuten wirklich scheinbar von jedem getragen werden, ist in Bangkok von solch alten Traditionen nichts mehr zu sehen.
Moderne – Das Allheilmittel?
Die Stadt ist in der Moderne angekommen, mit allen ihren guten und schlechten Seiten. Yangon hat dagegen eine riesige Chance, vom Aufstieg der vielen asiatischen megacities zu lernen. Delhi versinkt im Smog, Kathmandu in Autos und Bangkok – leider im wahrsten Sinne des Wortes – im Wasser. Die maßlose Zubetonierung der Stadt hat zunehmend dazu geführt, dass der Regen nicht mehr abfließen kann und die Straßen in der Monsunzeit zu einem unfreiwilligen Venedig verwandeln.
Bangkok war eine Reise in Yangons Zukunft. Vieles hat hier den Schritt in die Moderne geschafft. Die Häuser sind hoch, es gibt mehr Hochhäuser als in Berlin. Alle fünf Minuten läuft man an einem 7 Eleven Supermarkt vorbei, der Tante Emma Franchise Asiens. Es gibt große Malls, massig große Einkaufszentren über die Stadt verteilt. Es gibt einen guten, sauberen und pünktlichen öffentlichen Verkehr. Es gibt ein großes Metro Netz, einen Sky Train, Züge, Busse ohne Ende, Taxen und Tuktuks. Die vielen Staus lassen erahnen, dass das immer noch nicht reicht, eine Metropole von 8 Millionen Menschen von A nach B zu bringen. Doch es ist ein Anfang, und wir fanden es wirklich leicht, sich hier fortzubewegen. Zudem gibt es hier einige hippe Viertel, organische Produkte und eine große Tourismusinfrastruktur. Zwar sprachen in Yangon fast mehr Menschen Englisch als in Bangkok, doch man kommt letztlich auch ohne Englisch relativ weit.
Fortschritt mit Tradition?
Es ist ein Paradoxon. Zum einen empfinden wir Entwicklung als gut und streben nach Fortschritt. Wir wünschen uns, dass in Yangon eine Metro die Stadt verbindet. Wir sehnen uns nach unkomplizierten, verlässlichen Transport, auf den Verlass ist. Doch gleichzeitig schätzen wir das alte Ambiente Yangons und staunen über die alten Kolonialbauten. Wir streunen gerne durch die kleinen Gässchen und staunen oft über althergebrachte Lebensweisen. Mangos gibt es direkt gegenüber von unserem Haus. Vier Mangos für 1000 Kyat – 62 Cent. Selten haben wir so viel Obst gegessen wie hier. Auch Bananen gibt es hier zu lächerlich günstigen Preisen. Vermutlich ist es genau diese Verfügbarkeit von günstigem, guten Obst und Gemüse, die wir in Deutschland schnell vermissen werden. Vor allem unschlagbar lecker, zuckersüß und genügend, um den Porridge doch jeden Morgen aufs Neue zu einer feinen Speise zu machen. Auch aus Kokosmilch, Bananen und Mangos lässt sich schnell ein kleiner Nachtisch zaubern, der doch immer wieder richtig köstlich ist.
Longyis: Traditionell und doch Chic und Modern
Alle Leute, die schon länger in Yangon leben, sind sich einig: die Stadt macht gerade einen rasanten Wandel durch. Überall in der Stadt ploppen die kleinen und großen Annehmlichkeiten des westlichen Lebens auf – gemütliche, einladende Cafés, eher weniger einladende, aber umso modernere Malls und auch Strom gibt es hier ja inzwischen fast durchgängig. Aber bei allem Fortschritt, der Yangon ja auch immer lebenswerter macht, hoffen wir, dass es auch in Zukunft mehr Longyis, dafür aber weniger Beton geben wird als in Bangkok. Als wir uns fragten, was der Eindruck von Bangkok ist, der alles überwiegt und der hängen bleiben wird, wirkt die Stadt ein wenig gesichtslos. Sehr viele Straßen, viel Stahl und Beton bleiben im Erinnerung. Natürlich sind die Tempel wirklich beeindruckend und faszinierend prunkvoll und ausladend. Doch den Charme der Gassen der Downtown von Yangon konnten wir – zumindest in dieser kurzen Zeit – noch nicht ausmachen.