Yangon, 10 Minuten von Downtwon entfernt.

Der Umzug sollte zunächst mal auch nicht unerwähnt bleiben. Nachdem wir unsere Vermieterin verlangt hatte, jederzeit in unsere Wohnung kommen zu können und dabei eine picobello aufgeräumte Wohnung ohne Bücher auf dem Tisch oder einem Pulli überm Stuhl vorzufinden, sind wir umgezogen. Nicht weit entfernt haben wir eine Wohnung im achten Stock gefunden, die nicht nur einen Ausblick übers Viertel, sondern mangels Fahrstuhl auch ein kleines Fitnessprogramm bietet. Die Wohnung ist zwar etwas provisorischer, hat kein warmes Wasser und eine alte asiatische Toilette, fühlt sich aber gleichzeitig viel heimeliger und weniger wie ein Hotel, sondern wie ein richtiges zu Hause an. Mit Allen haben wir einen Mitbewohner, der seit 2012 in Myanmar wohnt und inzwischen mit seiner eigenen Firma Solarzellen vertreibt.

Un inzwischen hat sich der Umzug auch als doppelt gut herausgestellt. Denn unsere alte Mitbewohnerin Marine hat inzwischen ausziehen müssen, weil die Vermieterin die Wohnung anderweitig nutzen wollte. Niemand weiß, was dahinter steckt, aber wir haben Marine nicht gerade beneidet, innerhalb von zwei Wochen eine neue Wohnung finden zu müssen.

Da wir uns mit Marine noch wunderbar verstehen, wollten wir am letzten Wochenende mal zusammen der Stadt etwas entfliehen. Da wir auch noch ein bisschen Zeit für Bewerbungen und Zipps verwenden mussten, hatten wir nur am Sonntag so richtig frei, und dafür bot sich das verschlafene Städtchen Dala wunderbar an. Dala ist zwar näher an Downtown Yangon als unsere Wohnung, aber doch eine andere Welt. Viele Städte haben sich im Laufe der Geschichte an Flüssen gegründet, weil so für Trinkwasser gesorgt war, der Boden fruchtbar war und Handel getrieben werden konnte. Ohne groß zu recherchieren, nehme ich mal an, dass das in Yangon ziemlich ähnlich war. Die große Besonderheit ist hier nur: Während in Berlin, Paris oder Shanghai beide Seiten des Flusses gleich entwickelt sind, hat sich in Yangon nur eine Seite in diese Richtung entwickelt. Auf der anderen Seite, in Dala, gibt es keine Busse, Bahnen sowieso nicht, keine Hochhäuser, keine Shopping Malls und keine westlichen Cafés. Dafür: Bambushütten am Fluss, alte Motorroller, wohin man schaut, und abseits der großen Straßen sind die Wege kaum befestigt. Eine Zeitreise, 100 Jahre zurück in 10 Minuten Bootsfahrt.

Als Ausländer zahlt man für Hin- und Rückweg zusammen 4000 Kyat, also ungefähr 2,60€. Das ist zwar nicht so viel, aber immer noch ungefähr zehn Mal so viel wie Lokale gezahlt haben. Auf der Fähre angekommen, kommt man kaum dazu, sich die beiden Ufer anzuschauen, denn links von dir verkaufen die Leute Mangos, rechts von dir Bethelnüsse und hinter dir Plastikspielzeug. All das ist überhaupt nicht aufdringlich, da sich die Verkäufer sowieso eher für die Myanmaris zu interessieren scheinen als für uns. Aber das pausenlose Rufen und Anpreisen ist an sich schon ein Erlebnis, und wird eigentlich nur dadurch getoppt, dass einer der Verkäufer pausenlos seine Kindergeburtstagströte vorführt.

Nach den zehn Minuten Fahrt tauscht man das Rufen der Verkäufer gegen das Rufen der Taxi-, Tuktuk- und Motorradtaxifahrer ein. Die ersten hundert Meter nach der Fähre sind – je nach Stimmung – irgendwo zwischen roter Teppich und Spießrutenlauf. Das sind wir aus Yangon gar nicht mehr gewöhnt, aber sobald man den Hafen hinter sich gelassen hat, wird Dala eigentlich ziemlich entspannt. Wir machen uns aus dem verschlafenen Städtchen aber gleich auf und fahren weiter nach Twante. Zu dritt ins Tuktuk gequetscht zieht an uns eine Landschaft vorbei, die doch zeigt, dass Yangon in Myanmar nicht die Regel ist, sondern die große Ausnahme.

In Twante sollte es eine große Töpferszene geben. Zunächst finden wir uns aber erstmal an einer großen goldenen Pagode ein – wie sollte es auch sonst sein. Die vielen Pagoden lassen uns inzwischen ein bisschen zwiespältig zurück, denn im Aufbau sind sie alle gleich. Eine großer goldener Tempel in der Mitte mit einem Rundweg drum herum, der wiederum von kleineren Gebets- und Aufenthaltshallen gesäumt wird. Insofern erleben wir keine Überraschungen, als wir uns auf den üblichen Rundweg um den Tempel machen, gleichzeitig sind wir aber doch wieder fasziniert von dem vielen Gold und Prunk, der sich in diesen Pagoden überall ansammelt.

Unser Spaziergang fällt dann etwas kürzer aus als wir dachten. Zum einen ist Marine nicht so ganz fit und zum anderen luden die Töpferwerkstätten doch weniger zum Verweilen ein als wir dachten. Die meisten waren geschlossen und man konnte nur einen dunklen blick durchs Fenster erhaschen. Und die wenigen, die offen waren, waren oft nur ein einzelner fleißiger Töpferer. Viel spannender als die Töpferei an sich war eher das Drumherum. So haben wir noch eine Runde gedreht und sind wieder nach Twante City gelaufen.

Auf dem Rückweg haben wir erst einige Locals gefragt, ob es Busse oder Tuktuks gibt, denn wir hatten im Reiseführer gelesen, dass Taxis schnell 30.000 Kyats kosten (auch immerhin 20 Euro). Leider gab es nichts dergleichen mehr und so haben wir uns auf eine teure Rückfahrt eingestellt, als sie uns ein Taxi angehalten haben und dem Fahrer erklärt haben, wo wir hinwollten. Aber aus irgendeinem Grund, den ich bis heute nicht verstanden habe, hat er uns am Ende für 5000 Kyat zurück nach Dala gefahren. Vielleicht war er gar nicht im Dienst und wollte sowieso nach Dala fahren und war froh über das extra Geld, wer weiß. Und das skurillste: Schon als der Taxifahrer angehalten hat, saß im Kofferraum eine Frau. Sie blieb die ganze Fahrt über dort und saß auch noch da, nachdem wir ausgestiegen waren. Wer war das? Ein Passagier? Seine Frau? Das fragen wir uns bis heute.