Visum: Eine Chance, mal rauszukommen

Bangkok empfängt uns mit einer fetten Ladung Regen. Wobei, obwohl… Als wir in Bangkok am Flughafen ankommen und uns gerade zur Immigration anstellen finden wir zwei andere wartende Deutsche, die auch aus Myanmar kommen. Es ist witzig, gerade haben wir uns noch gefragt, wie wohl der Eindruck von Reisenden ist, die Myanmar für maximal einen Monat am Stück bereisen dürfen. Ich frage mich, wie sie wohl auf das Land blicken, von dem wir ja doch bislang bloß Yangon und ein kleines Fleckchen Kathmandu gesehen haben. Und ich würde gerne herausfinden, ob sich Hosen und T-Shirts nicht letztlich doch nur in der Metropole durchgesetzt haben.

Es trifft sich also perfekt, dass wir ins Gespräch kommen und unsere vielen Fragen loswerden können, die uns nach einem Monat Yangon auf dem Herzen liegen. Außerhalb der Großstadt sind wohl wirklich Longyis die einzige Beinbekleidung, die man sieht. Kurze Hosen werden zwar geduldet, aber von keinem getragen. Ein großes Staunen scheint man doch noch auszulösen, das keinesfalls böse gemeint ist. Viel eher ist es wohl eine Mischung aus freundlicher Faszination und Ungläubigkeit. Gerade außerhalb der Großstadt trennen sich die Welten also doch noch unheimlich. Wird Yangon irgendwann einmal so stark westlich und global dominiert sein, dass es selbst für lokale Myanmaris ein regelrechter Kulturschock sein wird, in die größte Stadt ihres eigenen Landes zu reisen? Und warum ziehen andere myanmarische Städte anscheinend immer noch nicht nach? Ist es gut, ein derartiges Ungleichgewicht zu unterstützen?

Nach nur einem Monat in Yangon wirkt Bangkok wie eine Utopie

Als wir gemeinsam mit dem Taxi in die Stadt fahren, komme ich innerlich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es ist im Vergleich zu Yangon so unglaublich modern, dass es sich näher an Berlin anfühlt als alles was ich in den letzten Wochen gesehen habe. Zwar gibt es neben unserer Metro Station immer noch die gleichen Street Food Stände, auf denen knusprige Spieße auf den nächsten Hungrigen warten. Doch als wir die Rolltreppe in Richtung U-Bahn neben bin ich echt baff. Wie kann es sein, dass es in einer Stadt so etwas Geniales wie eine U-Bahn nicht gibt? Es ist klinisch sauber, abends um 9 angenehm leer und verläuft völlig geordnet. Es gibt gelbe Pfeile, auf denen wir Wartenden stehen und grüne, die den Aussteigenden den Weg weisen. Felix kommt sich vor wie in Hong Kong und vermisst nur die Menschenmassen. So sind wir fantastisch schnell in Huai Khwang, der Metro Station, die unsere Couchsurfing-Gastgeberin uns genannt hat. Sie meinte zwar, dass sie im L.A. Tower wohnt, was meiner Recherche nach ein Hotel ist, aber gut, mal schauen.

Wer noch nie in Bangkok war, der wird von Google Maps geflasht. Hier öffnen sich nämlich Pläne der Bahnhöfe oder Linienpläne, die ich bislang weder in Regensburg noch in Yangon finden konnte. Das ist in einer derartigen Metropole sicherlich auch kein Wunder, aber plötzlich merke ich wieder, wie leicht das Reisen durch solch kleine Dinge wie Linienfahrpläne von Bussen und Bahnen oder einem funktionierenden öffentlichen Verkehr wird. Außerdem haben wir dank der Myanmar-Reisenden eine SIM-Karte bekommen, mit der wir hier in Bangkok Unlimited Internet haben. Danke!!

Unsere Couchsurferin wohnt tatsächlich im L.A. Tower, der tatsächlich einem Pool hat und der tatsächlich vom zehnten Stock schon einen tollen Ausblick hat. Sie ist in der Filmindustrie tätig und arbeitet beim staatlichen Fernsehen. Schon hier bekommen wir am ersten Abend einige Tips und bekommen dank Couchsurfing mal wieder so viel mehr mit, als ein einfaches Hotel je bieten könnte. Nunja und jetzt sitzen wir im nächsten Café, schlürfen unseren Latte, freuen uns über den braunen Rohrohzucker, der dazu gegeben wird und dürfen sogar unser Vollkornbrot aus Yangon dazu verdrücken. Mit Himbeermarmelade und Honig. Genial!